April 2016

Erhalten ist das Manuskript einer Predigt, in der Alfred Delp zu Ostern 1943 in der Pfarrei Heilig Blut die Konsequenzen aufzeigte, die Christen aus dem Osterereignis ziehen sollten, aus jenem Tag, von dem es heißt: „Dies ist der Tag, den der Herrgott gemacht hat!“.(Ps 117, 24) 
Sie gelten auch uns, den Christen von heute, angesichts unüberwindbar scheinender Strukturen des Bösen. Diesen gegenüber gilt es einen „Wert“ zu bezeugen, der den Christen anvertraut ist . durch das Geschehen an Ostern:

"`Ich kann alles in dem, der mich stärkt !` Das ist die Botschaft der inneren Stärkung, dass man in der wandelnden Gnade des Herrgotts, in diesem wunderbaren Ostergeschenk des siebenfachen Stromes [gemeint sind die sieben Gaben des Gottesgeistes] wachsen kann über die eigene Dimension hinaus. Wenn wir heute nichts mehr einzusetzen hätten als uns selber, dann stünden wir bald verbraucht da und am Ende; denn die Dinge sind stärker geworden als wir, das Dasein geht seine eigenen Gesetze in seiner Not und Abgründigkeit. Dies das eine: Mensch der großen Zuversicht. Als solcher Mensch müssen wir aus dieser Osternacht und diesen Ostertagen herauskommen und von diesen Tatsachen her aufgerichtet werden. Dazu das andere, wie es in der Epistel heißt: expurgate vetus fermentum [Entfernt den alten Sauerteig!]. Weg mit den alten Dingen: dieser ungeheuere Mut zur ewigen sittlichen Erneuerung, zum ewigen Hochstreben, zur Wanderung: dass der Mensch das Recht und die Pflicht und die Kraft hat zu neuem Ausgreifen, niemals im Leben etwas als endgültig anzusehen hat, bevor die letzte Stunde schlägt und bevor der Mensch Aug in Auge vor diesem Herrgott steht. Der Mensch, der sich selbst etwas zutraut und innerlich lebendig ist und innerlich immer am Wandern und Wandeln ist. Weg mit dem, was müde geworden ist! Ad Deum, qui laetificat iuventutem meam. [Zu Gott, der meine Jugend froh macht.] Von daher, von diesem Ostertag her sind wir verschwistert mit dieser ewigen Jugend, sind wir Erfüller dessen, was die Menschheit geträumt hat, vom Jubel des Menschen, der steht, der sich selber hat, der Ordnung und Kraft hat und dem Leben sich gewachsen weiß."

(Ges. Schr. III 207 f)