August 2016

Entscheidende Ereignisse des Lebens von Alfred Delp fielen auf Marienfeste. Am 15. August 1944, dem Fest der „Aufnahme Marias in den Himmel“, fanden Berliner Frauen heraus, wo Delp nach seiner Verhaftung in München in Berlin gefangen gehalten wurde. Durch diesen Text soll erinnert werden an den Einsatz dieser tapferen Frauen, die Delp und anderen Gestapo-Häftlingen unter Gefährdung des eigenen Lebens unendlich viel Gutes getan haben und so teilhaben an deren Sendung.

MARIANNE  HAPIG (1894 – 1973; Foto: privat)) und ihre Freundin DR. MARIANNE  PÜNDER (1898 – 1980) haben entscheidend dazu beigetragen, dass Alfred Delps Briefe und ein Großteil der im Gefängnis Tegel aufgezeichneten Reflexionen und Meditationen nach draußen gelangen konnten und ihre Empfänger erreichten.

Marianne Hapig, Absolventin der „Sozialen Frauenschule“, arbeitete nach ihrem Dienst als Fürsorgerin in der Verwaltung des „roten“ Stadtbezirks Neukölln als Leiterin des Sozialen Dienstes im Alexianer-Krankenhaus  St.Hedwig-Klinik in der  Großen Hamburger Straße in Berlin (Mitte). Sie kannte Delp seit 1939, als sie ihn während eines Praktikums, das dieser in der Vorbereitung auf den angestrebten Dienst als Militärgeistlicher in der St.Hedwig-Klinik absolvierte, betreute.

In unmittelbarer Nachbarschaft zur Klinik stand das Jüdische Altersheim, das ab 1942 als Sammellager für die Transporte von Juden nach Osten diente. Es gelang ihr, eine Reihe von ihnen vor der Deportation zu bewahren, indem Sie sie in der Klinik unterbrachte, sie als Haushaltshilfe an Patienten vermittelte und mit Mut und Findigkeit ein regelrechtes Rettungsnetz organisierte.

Die in Zusammenhang mit dem 20. Juli 1944 in der Lehrter Straße 3 und in Tegel Inhaftierten betreute sie, gemeinsam mit Dr. Pünder (Dozentin an der Sozialen Frauenschule) und anderen Frauen, durch Besorgen der Wäsche, Information und Betreuung der Angehörigen. und dem Heraus- und Hereinschmuggeln von Nachrichten.

Am 5. Januar 1945, wenige Tage vor Beginn des Prozesses vor dem Volksgerichtshof, schrieb Alfred Delp an die „beiden Mariannen“:

„Ihr guten Leute, herzliches Vergelt`s Gott für Eure findige Güte. Hoffentlich finden wir auch bald die Ecke, wohin es hinausgeht. Jetzt kommt die Nagelprobe des Glaubens. Einerseits die volle Freiheit, Gott nichts zu verweigern. Andererseits die Zusage, dass das gläubige Vertrauen Gewalt über ihn hat. Meinen Haftbefehl mit den schönen Sachen darauf hab ich seit Wochen nicht mehr angeschaut. Die ganze Angelegenheit gehört Gott. Und es sind nicht nur alte Geschichten, dass dem gläubigen Vertrauen Gott sich nicht verweigert. Trotz des Ernstes der Lage bin ich von daher immer wieder getröstet. Bitte mitglauben und mitbeten, immer wieder. Wir beten hier zu vieren, zwei Katholiken und zwei Protestanten * und glauben an die Wunder des Herrgotts.
Bitte die drei beiliegenden Briefe nach Lampertheim besorgen und zwar an den Pfarrer Heinrich Schäfer, Römerstraße 43, da ich nicht weiß, inwieweit Post an die Angehörigen direkt eingesehen ist. Schreiben Sie dem Pfarrer, was los ist. Es ist auch ein kurzer Brief an ihn dabei.

Danke für den noch besorgten Messwein. Ich kann nicht viel davon in der Zelle haben, immer nur ein kleines Fläschchen. Alles Gute! Vergelt`s Gott – und Auf Wiedersehen! Ich hoffe, Samstag und Sonntag noch zum Schreiben zu kommen.

Ihr dankbarer                                                                                                      

Max**"

* Alfred Delp, Eugen Gerstenmaier, Nikolaus Groß, Helmuth James von Moltke
** Von Delp gelegentlich benutzter Deckname