Zum Fest der Darstellung des Herrn, dem 2. Februar 2016, zugleich Gedenktag des Lebensopfers Alfred Delps 1945 in der Hinrichtungsstätte Plötzensee, hielt Prof. Dr. Karlheinz Neufeld SJ (Osnabrück) in der Mannheimer Jesuitenkirche die Festpredigt. Dabei interpretierte er – mit mehrfachem Hinweis auf die neben dem Ambo stehende Figur der Immaculata („Silberne Madonna“ von 1747) – eine Predigt, in der Alfred Delp 1941 die „Unbefleckte Empfängnis“ Marias als „Frohe Botschaft“ für Menschen von heute erschlossen hatte:
„Ganz klar ging es Delp um die Berufung des Menschen. Was das für ihn persönlich hieß, konnte er nicht voraussehen, und doch gelang es ihm, das eigene Schicksal zwischen dem 8. Dezember und dem 2. Februar samt seiner Entscheidung auf den Punkt zu bringen. Er war
einer, der gestalten, der den Zeitgenossen etwas mitgeben wollte, das über den Moment hinausreicht, die Enge der geistigen Lage aufbricht und nicht nur in Ängsten und unter Druck durchzuhalten erlaubt, sondern übergreifende Hoffnung und Zuversicht weckt. Er selbst verlor darüber sein Leben und bezeugte das Leben, dem kein Tod mehr etwas anhaben kann.
Delp fasst so die Wahrheit Mariens als Geheimnis Gottes mit dem Menschen, der vom ersten Augenblick seiner Existenz an angesprochen ist durch Gott den Herrn; aus einer Ordnung von innen heraus wird er schließlich – unter Gottes Führung - unendliche Erfüllung all seiner Träume erfahren - aus Gnade und Segen. Delp regt an: `Fragen Sie sich selbst, ob das nicht die Antworten sind in unser Leben hinein, ob das nicht die große Kunst ist, die wir wieder lernen müssen: uns segnen zu lassen von einem Herrn über uns, der eine eigene Liebe und einen eigenen Segen und eine eigene Würde für jeden von uns hat.`
Wir sollen wissen, dass kein Leben, auch das verschwiegenste nicht und auch das vergessenste nicht und auch das hilfloseste nicht, ohne Sinn ist, weil über jedem ein Segen des Herrn liegen kann und, so es echt und offen ist, ein Segen des Herrn liegen wird.
Wie oft hat Delp diese Gedanken vorgetragen! Immer wieder variiert er sie und schaut sie von neuen Seiten aus an und stellt sie dar. In der Gestalt Mariens, wie sie den Vielen vertraut ist, konkretisiert er sie und schafft so selbst den Menschen unserer Zeit einen Zugang zum Geheimnis Gottes mit dem Menschen und übt ihn in einen guten und seligen Umgang damit ein.
Delps Schicksal zeigt, wie wenig hier nur Gedanken und Einfälle und gefällige Formulierungen gemeint sind. Am Leben Mariens wird ablesbar, wie - Gelübde am 8. Dezember und Tod am 2. Februar - das in Wirklichkeit eingelöst wird. Viele wurden damals Opfer, nur wenige hatten wie Delp die Gnade, den Sinn zu durchschauen und zu bezeugen. Er nahm es auf sich auch für diese Vielen und gab so auch ihnen eine Stimme.“