Die Gefängniszelle in der Haftanstalt Tegel, in der Delp seinem Prozess vor dem Volksgericht entgegen sah, war für ihn – trotz aller Wehmut, von der er seinen Freunden hin und wieder Mitteilung machte - zum Ort intensiver Gotteserfahrung geworden. Im Gespräch mit dem gekreuzigten Christus ging ihm immer wieder neu auf, dass Gott selbst die äußerste Not des menschlichen Daseins auf sich genommen hat.
Pater Theo Schmidkonz S J (Bad Krumbach), der als junger Mann Delp noch persönlich kennen gelernt hatte, stellt im folgenden Text aus Delps Kassibern Gebete und Gedanken zusammen, denen dieser vor seinem Kruzifix nachsann:
„Ich sitze da vor dem Herrn
und schaue ihn nur fragend an.
Was soll ich jetzt tun?
Soll ich weiter hoffen trotz der Aussichtslosigkeit?
Soll ich mich ganz loslassen
und die Abschiede vollziehen,
mich ganz auf den Galgen einstellen?
Ich bete dauernd um Erleuchtung und Führung.“
„Alles sammelt sich in das Eine:
Mensch, lass dich los zu deinem Gott hin,
und du wirst dich selbst wieder haben.“
„Lasst uns dem Leben trauen,
weil wir es nicht allein zu leben haben,
sondern Gott es mit uns lebt.“
„Wenn durch einen Menschen
ein wenig mehr Liebe und Güte,
ein wenig mehr Licht und Wahrheit in der Welt war,
hat sein Leben einen Sinn gehabt.“
Auffallend häufig spricht Delp im Kerker von der
„guten Hand Gottes“. Teile seiner Abschiedsbriefe
lesen sich wie Gebete der Hingabe an Gott.
Es ist alles in Gottes guter Hand.
„Und diese Hand muss man verehren
und ihr die Treue halten,
auch wenn sie einmal hart zufasst.
Der Herrgott hat die Sache
absolut in seine Hand genommen.
In seine Freiheit und Güte
sei alles gestellt und gegeben.
Auf jeden Fall muss ich mich innerlich
gehörig loslassen und mich hergeben.
Es ist Zeit der Aussaat, nicht der Ernte.
Gott sät. Um das eine will ich mich mühen:
wenigstens als fruchtbares Saatkorn in die Erde zu fallen.
Und in des Herrgotts Hand.
Ich verlasse mich ganz auf den Herrn.“